Der Weg zur eigenen Bioland-Imkerei – Ein Interview mit André Krugmann

André Krugmann hat vor 14 Jahre als Hobbyimker angefangen. Mittlerweile hat er sein Hobby zum Beruf gemacht und hält über 100 Bienenvölker. Seit Oktober 2019 ist er auch Gastgeber einer eigenen Schwärmerei in Oranienburg. Uns hat Krugmann erzählt, nach welchen Richtlinien seine Bioland-Imkerei wirtschaftet, wie ihm eine wesensgerechte Haltung gelingt und was Verbraucher*innen zum Schutz von Bienen beitragen können.    

Du bist schon seit Jahren als Imker tätig, wie hat alles mit der Imkerei bei dir angefangen?

Angefangen hat alles im Frühjahr 2007 als Hobby. Wir haben die ersten beiden Bienenvölker gekauft, die eigentlich auch nur im Garten stehen sollten. Unsere Imkerpatin hat uns dann gleich mit in den Raps genommen, anschließend in die Akazie und noch in die Linde. Da war das Interesse geweckt. Am Ende des ersten Jahres hatten wir dann 10 Völker. Wir sind immer weiter gewachsen und hatten über Jahre zwischen 50 bis 70 Völker. Seit einigen Jahren machen wir das berufsmäßig und haben nun über 100 Völker.

Kannst du einmal kurz erläutern wie die Honigproduktion eigentlich funktioniert? 

Die Bienen sammeln mit ihrem Rüssel zuckerhaltigen Nektar. In ihrem Honigmagen transportieren sie diesen in das Bienenvolk. Dort wird der Nektar von anderen Bienen aufgenommen und in den Waben abgelagert. Immer wieder wird der Nektar aufgesaugt und in andere Zellen auf den Waben umgelagert. Dabei wird der Wassergehalt immer geringer und die Bienen geben eigene Enzyme in den Honig. Die Bienen schaffen es den ursprünglichen Wassergehalt von 80 % auf unter 18 % so herunter zu bringen. Wenn es soweit ist, wird der Honig in der Wabe luft- und wasserdicht mit einer dünnen Wachsschicht verschlossen. Der Imker entnimmt diese Waben, entfernt die Wachsschicht und schleudert den Honig mit einer Honigschleuder aus den Waben. Der Honig wird dann noch gesiebt, um Wachsteilchen zu entfernen und wird noch gerührt, damit er cremig wird.

Wie viel Honig produziert ein Bienenvolk im Jahr und gibt es Wetter bzw. Umweltfaktoren, die die Produktion beeinflussen?

Grundsätzlich sind das alles Durchschnittswerte. Von einem Bienenvolk, mit dem nicht gewandert wird, können 25 kg Honig geerntet werden. Haben die Bienen von Mitte April bis Anfang August ein durchgängiges Trachtband, was man durch Wandern erreicht, sind Durchschnittswerte von 60 – 80 kg möglich. Das ist aber nur der Honiganteil, der geerntet werden kann. Das Bienenvolk verbraucht einen erheblich größeren Teil für sich selbst.

Das Wetter spielt in der Imkerei immer eine große Rolle. So sind in diesem Jahr viele Kirschblüten und kirschähnlichen Gehölze verfroren. In den letzten Jahren hatten wir große Probleme mit der Trockenheit. Ist es zu heiß oder zu trocken geben die Pflanzen keinen Nektar ab.

Ihr seid ein Bioland-Betrieb und führt eure Imkerei nach den Richtlinien dieses Anbauverbandes. Was macht ihr anders als Betriebe, die nicht nach diesen Richtlinien wirtschaften?

Unsere Bienen leben in Holzbeuten mit natürlichen Anstrichen. Bei uns sind nur natürliche Säuren zur Bekämpfung der Varroamilben zu gelassen. Es gibt bestimmte Regeln, für die Vermehrung. Diese Dinge werden aber von anderen Imkern teilweise auch praktiziert. Zwei wichtige Unterschiede sehe ich aber. Auch unsere Bienen werden für den Winter mit Zucker eingefüttert. Dafür dürfen wir aber ausschließlich Zucker verwenden, der von Bioland-Zuckerrüben stammt. So werden geschlossene Stoffkreisläufe geschaffen. Rohrzucker aus Amerika oder Weizensirup sind nicht erlaubt. 

Der wichtigste Unterschied ist aber, dass wir wie alle Bioerzeuger mindestens einmal im Jahr sehr umfangreich kontrolliert werden. Sich an die Regeln halten ist eine Sache. Das sie kontrolliert und somit die Sache auch für den Verbraucher nachvollziehbar und transparent wird, ist eine andere Sache.

Als Imker greift man trotzdem in den natürlichen Kreislauf ein und nimmt den Bienen ihren Honig und damit ihren Futtervorrat für den Winter weg. Wie gelingt euch trotzdem eine wesensgerechte Haltung?

Den Bienen verbleibt immer noch ein erheblicher Anteil des Honigs als Vorrat. Ein Füttern der Bienen ausschließlich mit ihrem eigenen Honig ist wirtschaftlich nicht möglich. Der Kunde wäre sicherlich nicht bereit einen entsprechend hohen Preis für den Honig zu zahlen. Selbst dem Anbauverband Demeter, mit den strengsten Anforderungen, ist bewusst, dass eine solche Vorgehensweise nicht möglich ist. 

Andererseits ist die Honigbiene in Europa heute ohne Hilfe des Menschen nicht mehr überlebensfähig. Somit ist die Honigernte auch ein gewisser Lohn für den Imker.

Der Honig ist übrigens hinsichtlich der Bedeutung der Bienen für die Landwirtschaft aber auch die Naturräume nur von untergeordneter Bedeutung. Die Honigbiene bestäubt bis zu 80 % aller Blütenpflanzen. Sie ist mit ihrer Bestäubungsleistung das drittwichtigste Nutztier. Mit der Bestäubung wird nicht nur dafür gesorgt, dass sich überhaupt Samen bilden. Die ausreichende Bestäubung hat ganz erheblichen Einfluss auf die Fruchtgröße.

Bienenmischung für den Blumenkasten, Bienentränke, Honiggläser ausspülen – was ist wirklich sinnvoll, um den Bienen im Alltag zu helfen?

Die Frage nennt ja schon die ganzen kleinen Sachen, die jeder im Alltag machen kann. Wichtig wäre mir hier noch zu sagen, dass Pflanzen mit ungefüllten Blüten nur für die Bienen nutzbar sind. In die gefüllten Blüten können die Bienen nicht krabbeln.

Hier noch zwei wichtige Punkte, die auch jeder umsetzen kann:

Kauft Honig aus Deutschland. Die Bestäubungsleistung kann nur hier erbracht werden, wenn wir auch genug Bienenvölker haben. Wildblütenhonige aus Amerika helfen den Bienen in Deutschland nicht.

Ich persönlich achte darauf, Biolebensmittel zu kaufen. Man kann sich darüber streiten, ob diese gesünder sind. Auf jeden Fall werden die Ausgangsprodukte beim Anbau nicht gespritzt. Das hat gleich zwei Vorteile für die Bienen. Die Bienen kommen nicht mit Pflanzenschutzmitteln in Kontakt. Als Imker kann ich einen Unterschied sehen, ob die Bienen mehrere Wochen in Bio-Feldern oder in der Stadt gestanden haben.

Das wichtigste Argument überhaupt sind die Beikräuter, die man auf einem ungespritzten Acker findet. Kornblume, Distel, Klette und Wicke wachsen nur auf Bio-Feldern. Nur so finden die Bienen bis August auch ausreichend Nahrung. In manchen Gegenden in Deutschland ist bei konventioneller Landwirtschaft schon Ende Juni damit Schluss.

Wir bedanken uns bei André Krugmann für das Interview und die Einblicke in den Betrieb. Der leckere Honig von der Imkerei an der Probstheide ist direkt in folgenden Schwärmereien erhältlich: Hamburg – Großflottbek, Petershagen – Eggersdorf, Berlin – Karlshorst – Trabrennbahn, Berlin – Adlershof, Berlin – Köpenick, Eberswalde – Thinkfarm, Oranienburg – Kremmener Str., Berlin – Prenzlauer Berg – Sredzkistraße, Berlin – Kreuzberg – Tempelherrenstraße, Berlin – Schöneberg – Malzfabrik,  Berlin – Friedrichshain,  Berlin – Neukölln

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