Food Sharing

Sonntag Abend. Wer endlich die Muße findet, das bereits 4 Tage alte ZEIT-Magazin durchzublättern und möglicherweise sogar auf die Idee kommt, sich in gemütlicher Stimmung dem Rezept der Woche zu widmen, wird meist schnell wieder enttäuscht. Mindestens eine Zutat fehlt immer. Verdammt, keine Lauchzwiebeln im Haus! Wie war nochmal die Nummer von Sushi 4 You? Wer das unglaubliche Privileg genießt, in der Nähe eines Supermarkts zu wohnen, der Sonntags geöffnet hat, kauft den Bund Lauch, verwendet die Hälfte und lässt den Rest im Kühlschrank verrotten, bis er ihn am nächsten Sonntag entsetzt wegwirft. Ob Sushi-Leftovers oder vergessene Kühlschrank-Inhalte, der Mensch wirft im Durchschnitt wahnsinnig viele Lebensmittel weg. Doch das muss nicht sein. Weltweit formiert sich Widerstand gegen den Verschwendungswahn.

Auch in Deutschland haben sich inzwischen viele verschiedene Konzepte realisiert. So steht zum Beispiel in der Wilhelmstraße 9 in Kreuzberg ein sogenannter „Fair-Teiler“. Hinter dem Wortspiel verbirgt sich eine Art öffentlicher Kühlschrank, der 24/7 jedem zugänglich ist, der ein bisschen kulinarisches Verantwortungsbewußtsein in sich trägt. Er ist einer von 21 Stück, quer über Berlin verteilt. Wer am Abend vor der Abreise merkt, dass er noch brauchbare Lebensmittel im Kühlschrank hat, kann sie dort deponieren, damit sie nicht unverbraucht in die Tonne wandern. Die Standorte der jeweiligen Kühlschränke sind online auf einer Karte verzeichnet. In einem dazugehörigen Forum kann man sich über den momentanen Zustand der Kühlschränke informieren und austauschen.

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Wem das „Toter-Briefkasten“-Prinzip zu unpersönlich ist, dem sei die Platform foodsharing.de ans Herz gelegt. Einmal registriert, kann man hier seine überschüssigen Lebensmittel eintragen, damit sie von anderen Mitgliedern persönlich abgeholt werden. Auch zu einem Koch-Date kann man sich verabreden, falls einmal wieder die oben genannte Sonntag Abend-Routine ansteht. Dabei richtet sich das deutschlandweit agierende Netzwerk nicht nur an Privathaushalte. Vom Einzelhandel bis zum Produzenten darf und sollte jeder mitmachen, der ein paar Lebensmittel zuviel da hat. So konnten bisher fast 45.000 Kilo Essen gerettet werden!

Die Bewegung beschränkt sich beiweitem nicht nur auf Deutschland. Die britische Kampagne „Feeding the 5000“ richtet rund um den Globus riesige Dinner für 5000 Gäste aus, bei denen ausschließlich Lebensmittel verwendet werden, die ansonsten im Abfall gelandet wären. Auf den Bahamas rettett die Organisation „Hands for Hunger“ übriggebliebenes Essen aus Supermärkten, um es an Bedürftige zu verteilen. Gegen den allzu frühen Kühlschranktod von Gemüse und co. geht die koreanische Designerin Jihyun Ryou mit ihrem Blog „Save Food from the Fridge“ vor. Hier wird nützliches Wissen über den richtigen Umgang mit Nahrungsmitteln weitergereicht, mit dem man seinen Einkäufen ein würdigeres Ende auf einem Teller bereiten kann.

Ich weiß, bei einer Doku wie „Taste The Waste“ kann einem Angst und Bange werden, doch noch ist nicht aller Tage Abend! Wege, der Verschwendungssucht entgegenzuwirken, gibt es inzwischen überall.

Mehr über Marktschwärmer erfährst Du auf unserer Webseite und unserer Facebook-Seite.

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