Ökologisch, Ökonomisch und Sozial: Anbau von Quinoa in Deutschland – Im Interview mit Johannes Decker von den Feldhelden Rheinland

Johannes Decker baut gemeinsam mit seinem Bruder Thomas Decker und seiner Schwägerin Verena Decker seit 2019 vor den Toren Kölns Quinoa an. Mit dem Anbau will er eine nachhaltige Alternative mit hervorragender CO2-Bilanz im Vergleich zum importierten Quinoa anbieten. Für ihn und seine Familie steht ein verantwortungsbewusster Umgang mit dem Boden und der Umwelt an erster Stelle. Wie der Anbau von Quinoa dazu beitragen kann, erklärt er uns im Interview. 

Was bedeutet für dich nachhaltige Lebensmittelproduktion?

Nachhaltige Lebensmittelproduktion bedeutet für mich die Berücksichtigung von ökologischen, ökonomischen und sozialen Kriterien. Wir wollen gesunde und sichere Lebensmittel herstellen, die die Umwelt schonen, sparsam auf natürlichen Ressourcen zurückgreifen und dabei ein Bewusstsein für die Auswirkungen des eigenen Handelns auf die biologische Vielfalt in Böden und Gewässern schaffen. Auch kurze Transportwege, die Reduzierung von Lebensmittelabfällen und die faire Entlohnung aller beteiligten Partner in der Produktionskette, gehören für mich unweigerlich dazu.

Was macht den Anbau von Quinoa in Deutschland so nachhaltig?

Für den Anbau von unserer Quinoa werden keine Pflanzenschutzmittel eingesetzt. Wir setzen auf eine nachhaltige Bodenbewirtschaftung und unterstützen die lokale Biodiversität mit Blühstreifen. Der in Deutschland konsumierte Quinoa ist fast ausschließlich aus Südamerika importiert. Der regionale Anbau von Quinoa reduziert die durch den Transport verursachten CO2-Emissionen um 99,4% im Vergleich zu importierter Quinoa aus Südamerika.

Wie wichtig sind Fruchtfolgen für eine nachhaltige Lebensmittelproduktion und welche Rolle spielt der Anbau von Quinoa dabei?

Vielfältige Fruchtfolgen minimieren den Schädlingsbefall, weil so verhindert wird, dass sich pflanzentypische Schädlinge auf die Folgekulturen ausbreiten. Die verschiedenen Kulturen wurzeln zusätzlich verschieden tief in den Boden und benötigen unterschiedlich Nährstoffe, bzw. geben dem Boden auch Nährstoffe zurück. Das hat den Vorteil, dass mit natürlichen Mitteln für einen lockeren und hochwertigen Boden gesorgt werden kann. Wir bauen auf unserem Betrieb 7 verschiedene Kulturen an und stellen damit sicher, dass jedes Jahr eine andere Kultur auf dem Feld steht. Quinoa als Pflanze steht länger auf dem Feld als z.B. Getreide und bietet daher Insekten und anderen Tieren länger einen Lebens- und Schutzraum.

Welche Herausforderungen gibt es beim Anbau von Quinoa?

Es gibt nur wenig vorhandenes Know-how über den Anbau von Quinoa in Deutschland. Das was wir hier machen ist richtiges “learning by doing”. Es ist darüber hinaus sehr schwierig den richtigen Erntezeitpunkt abzuschätzen, da Quinoa nicht zu einem genauen Zeitpunkt zu 100% reif ist. Als Herausforderung sehe ich auch die aufwendige Weiterverarbeitung nach der Ernte.

Wie können sich Verbraucher*innen für nachhaltige Produktionsmethoden einsetzen?

Auf jeden fall sollten Verbraucher*innen regionale und saisonale Produkte beim Einkauf bevorzugen und auf die Labels für regionale Produkte achten. Hier lohnt es sich immer ganz besonders genau hinzuschauen, dass die Produkte auch wirklich aus der Region stammen. Ich denke es ist auch immer wichtig, die Lebensmittelproduzent*innen nach der Herkunft und den Produktionsmethoden ihrer Produkte zu fragen. Verbraucher*innen erfahren dann, wie viel Mühe und Arbeit in den Lebensmitteln steckt und können sie folglich mehr wertschätzen.

Warum hast du dich für die Direktvermarktung über die Marktschwärmer entschieden und gibt es noch andere Vermarktungswege , die von euch genutzt werden?

Uns ist es wichtig den direkten Draht zu unseren Kund*innen aufzubauen und zu halten. Dabei bieten uns die Marktschwärmer eine super Plattform, um ein größeres Publikum auf unser regionales Produkt aufmerksam zu machen und unsere Geschichte zu erzählen. Wir können Verkostungen anbieten und persönlich zu Verteilungen kommen, soweit das zeitlich möglich ist. Das Feedback im direkten Austausch mit unseren Kund*innen hilft uns sehr weiter. Darüber hinaus sind wir durch die Marktschwärmer mit weiteren Erzeuger*innen in den Austausch gekommen und können uns über Erfahrungen in der Vermarktung austauschen. Neben den Marktschwärmern vermarkten wir unsere Quinoa an Unverpackt-Läden, die Gastronomie sowie den Einzelhandel.

Eine Packung Quinoa (300g) kostet bei euch 3,99 Euro. Kannst du einmal erläutern, wie sich dieser Preis zusammensetzt, damit Kund*innen verstehen, wie dieser Preis zustande kommt?

Mit dem Preis decken wir unsere Kosten für das Saatgut, den Anbau, die Weiterverarbeitung, die Abpackung, die Lagerung, den Transport, Gehälter sowie weitere Allgemeinkosten. Quinoa ist sowohl für uns als auch für unsere Region absolut neu, sodass wir in den vergangenen drei Jahre beispielsweise stark schwankende Ernteerträge hatten. Pionierarbeit geht mit finanziellen Investitionen einher. Uns ist es wichtig dabei alle beteiligten Partner*innen fair zu entlohnen. Umso besser wenn es am Ende allen schmeckt und wir gemeinsam eine gesunde Ernährung zu einem fairen Preis mit gutem Gewissen genießen können.

 

Wir bedanken uns bei Johannes Decker für das interessante Gespräch. Die Quinoa von den Feldhelden Rheinland bekommst du in Schwärmereien rund um Köln, Bonn, Dortmund und Bochum. Probiere es unbedingt aus!

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Marktschwärmer

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