Bernadette Kollat bewirtschaftet gemeinsam mit ihrer Familie einen kleinen Biobauernhof im bayerischen Eck. Seit 3 Jahren stellt sie erfolgreich ihr eigenes handgemachtes Eis am Stiel her. Neben Nachhaltigkeit legt sie dabei besonders viel Wert auf frische und regionale Zutaten. In unserem Gespräch erfährst du, wie sie ihre Zutaten auswählt und warum Regionalität für sie eine so wichtige Rolle spielt.
Wie bist du dazu gekommen, dein eigenes Eis herzustellen?
Ursprünglich wollte ich damals mit einem Bus durch Europa touren, direkt von lokalen Bauern Früchte kaufen und daraus Eis herstellen, das ich später unterwegs und am Strand verkaufen wollte. Mit der Entscheidung, den kleinen Bauernhof meiner Urgroßeltern zu bewirtschaften, sind nach und nach immer mehr Tiere dazu gekommen. Später auch noch Kinder und dann ist man nicht mehr ganz so flexibel. Aus diesen Gründen haben wir uns dazu entschieden, handgemachtes Eis bei uns zu Hause auf dem Hof zu produzieren. Ich bin selbst Landwirtin und liebe Rinder über alles, deswegen auch der Name Eisbäuerin.
Wie wählt ihr die Zutaten für euer Eis aus und welche Rolle spielt dabei die Regionalität der Produkte ?
Unsere Zutaten müssen 100% bio sein und vor allem gut schmecken. Zudem versuchen wir so ziemlich alle unsere Zutaten direkt von regionalen Bauern aus der Umgebung zu beziehen, sodass wir den ganzen Zwischenhandel möglichst ausschalten. Während wir unsere Milch vom Milchhof Zierer beziehen, bekommen wir unser Obst und Gemüse von verschiedenen lokalen Betrieben und Gärtnereien. Das bringt auch Herausforderungen mit sich, weil die Bauern oft genaue Abnahmemengen benötigen und da wir aktuell wachsen, können wir nur schwer sagen, wo die Reise im Sommer hingeht.
Welche besonderen Geschmacksrichtungen oder Kombinationen bietet ihr an?
Bei unseren Variationen ist für jeden was dabei. So haben wir aktuell die Geschmacksrichtungen Erdbeer, Joghurt- Himbeere, Schokolade, Gurke-Zitrone, Vanille, Kirsche-Tanne, Mango-Passionsfrucht und Wildbeereneis im Sortiment. Die Variationen denke ich mir selbst aus und verändere sie je nach Saison. Zum Beispiel produzieren wir bald auch Meloneneis, wenn die ersten Früchte unserer Gärtnerei reif sind, das gibt es natürlich nicht im Winter.
Es gab Zeiten da kostete eine Kugel Eis 60 Cent, heute sind 2€ für eine Kugel keine Seltenheit mehr. Ein Stieleis kostet bei euch 2,50 €, wie setzt sich dieser Preis zusammen?
Unser Stieleis entspricht ungefähr zwei normalen Kugeln. Zudem enthält es einen durchschnittlich Fruchtanteil von rund 75% und auch unsere Schokoladeneis besteht aus hochwertiger Sahnemilch und fairtrade Schokolade, das kostet natürlich. Mit der Produktion auf unserem eigenen Hof sparen wir zwar einige Kosten, hohe Strom- und Energierechnungen kommen jedoch trotzdem auf uns zu. Mit 2,50€ pro Eis sind wir aber verhältnismäßig sogar etwas günstiger als viele Eisdielen. Ich verstehe nicht, wieso viele Eisläden ihre Preise dieses Jahr so stark erhöht haben. Natürlich spiegelt sich die Inflation auch in den Verkaufspreisen wieder, jedoch sind die Milchpreise in den letzten Monaten wieder gesunken, aber die Eispreise bleiben weiter hoch. Auch wir sind dieses Jahr zwar etwas teurer geworden, aber haben unsere Preise im Vergleich zu unseren Wettbewerbern verhältnismäßig nur gering angehoben. Uns ist es wichtig, für unsere Kunden weiterhin bezahlbar zu sein, deshalb versuchen wir, unsere Preise möglichst stabil zu halten. Ich finde Eis sollte für jedermann erschwinglich sein. 2€ für eine schlechte Kugel Eis, mit super viel Zucker finde ich da eine ganz schöne Frechheit.
Kannst du uns einen kurzen Einblick in den Herstellungsprozess geben? Wie lange dauert es, ein Eis von der Rezeptidee bis zum fertigen Eis am Stiel herzustellen? Was sind die Vorteile des handgemachten Prozesses?
Die Herstellung ist mit viel Handarbeit verbunden: Nachdem die Früchte geerntet und abgeholt wurden, werden sie von uns geputzt und püriert. Anschließend füllen wir sie in Eisformen, das dauert ungefähr 25 Minuten, die werden dann später herausgelöst und nochmal schockgefroren. Zum Schluss wird das Eis von uns handverpackt.
Dadurch, dass wir unsere Rohstoffe direkt vom Bauern beziehen, wissen wir genau, was in unserem Eis steckt. Das heißt, hochwertige Bio-Produkte ohne Zusatzstoffe. Und das schmeckt man auch. Wir produzieren Eis, das noch nach Eis schmeckt, das erreiche ich nur mit dem handgemachten Prozess. Zudem ist es uns wichtig, kleinere Betriebe zu unterstützen.
Wie ist die Resonanz der Kund*innen auf dein Eis? Was ist die meistgekaufte Sorte?
Die Resonanz ist genial – dieses Jahr wurden alle Erwartungen, die wir jemals hatten, übertroffen. Dabei kann ich gar nicht genau sagen, welche Sorte am beliebtesten ist, das hängt auch immer ein bisschen vom Wetter ab. Wenn es wirklich heiß ist, essen die Kunden mehr Fruchtsorten, dieses Jahr war das vor allem unser Gurkeneis. Was auch immer sehr gut läuft, ist Kirsche. Generell würde ich aber sagen, dass unser Eis sehr gut ankommt, erst vor kurzem schwärmte ein Kunde von dem Gefühl seiner Kindheit, welches unser Stieleis in ihm hervorrief.
Was ist dein persönliches Lieblingseis? Was macht für dich das perfekte Eis aus?
Mhh, das ist schwer zu sagen, jetzt gerade ist es das Waldbeereneis. Das perfekte Eis macht für mich aus, wenn es jedem, der daran beteiligt war, gut geht, das heißt dem Bauern genauso wie dem Produzenten und dem Kunden.
Welche Vermarktungswege nutzt ihr für euer Eis und was sind Pläne für die Zukunft?
Unser Eis verkaufen wir aktuell über verschiedene Kanäle. Besonders die Schwärmerei in Pfaffenhofen ist ein großer Abnehmer. Aber wir haben auch B2BKunden, wie Kioske, Hofläden, Strandbars und Schwimmbäder. Aktuell suchen wir schon nach Hallenbädern für die Wintersaison. Zudem verschicken wir unser Eis deutschlandweit. Das Eis wird in einer Isobox geliefert, die mithilfe von Trockeneis gekühlt wird. Nach erfolgreicher Auslieferung geht diese Box wieder zurück, sodass der Verpackungsmüll ziemlich gering bleibt. In Zukunft wollen wir unsere Produktion weiter ausbauen und auch eine eigene Verpackungsmaschine steht auf dem Plan.
Was sind deine Forderungen an die Politik?
Von der Politik wünsche ich mir eine ehrlichere Kommunikation und ein aktives Handeln, statt nur viel zu reden. Unnötige Bürokratie kostet viel Zeit und die zahlreichen Richtlinien erschweren besonders Startups und junge Menschen mit tollen Ideen die Umsetzung. Anstatt Hürden zu legen, wünsche ich mir da mehr Unterstützung.
Wir bedanken uns bei Bernadette Kollat für das interessante Gespräch und den Einblick in ihren Betrieb.
Kommentare