Urban Gardening: Wie Gemeinschaftsgärten Städte grüner, freundlicher und widerstandsfähiger machen

Während Städte dichter werden und Umwelt- und soziale Herausforderungen zunehmen, entwickeln sich Gemeinschaftsgärten – auch bekannt als Nachbarschaftsgärten – zu leistungsstarken Werkzeugen für die Stadterneuerung. Diese Grünflächen bieten nicht nur frisches Gemüse und Kräuter; sie pflegen soziale Bindungen, verbinden Menschen mit der Natur und fördern die lokale Ernährungssicherheit genau dort, wo sie am meisten gebraucht wird: im Herzen der Stadt.

Das Konzept blühte erstmals in den 1970er Jahren in New York auf, wo vernachlässigte Grundstücke in lebendige Gemeinschaftsräume verwandelt wurden. Seitdem hat die Idee in ganz Europa Wurzeln geschlagen und sich zu einer dynamischen Bewegung entwickelt, die Ökologie, Solidarität und urbane Landwirtschaft vereint. Ursprünglich geschaffen, um jedem Zugang zum Gärtnern zu ermöglichen, sind Gemeinschaftsgärten zu so viel mehr geworden: Räume für Bildung, Empowerment, Kreativität und Verbindung.

Gemeinschaftsgarten © Pauline Sutter

Der Garten “La Passerelle” – Eine einladende urbane Oase in Corrèze

Im Herzen von Corrèze, Frankreich, entstand der Gemeinschaftsgarten „La Passerelle“ aus einem einfachen Wunsch heraus: einen Raum zu schaffen, in dem Menschen zusammenkommen können. Seit 2009 hat die gemeinnützige Organisation Hortiphonie – spezialisiert auf die Schaffung und Verwaltung von Gemeinschaftsgärten – ein zuvor ungenutztes Gebiet in der Nähe des örtlichen Bahnhofs in eine lebendige Drehscheibe für 

Grün und Verbindung verwandelt. Der Garten ist für jeden offen und empfängt viele Organisationen, die Menschen in wirtschaftlicher Not unterstützen.

Claire Lagrave, Koordinatorin des Gemeinschaftsgartens für Hortiphonie, drückt es am besten aus: „Die Gärten in La Passerelle helfen den Menschen wirklich, sich besser zu fühlen. Sie können ihre Sorgen am Tor lassen. Es ist ihre kleine grüne Flucht, um wieder durchzuatmen.“

Garten La Passerelle © Pauline Sutter

Was macht La Passerelle so besonders?

  • Umweltfreundliche Praktiken: Permakultur, Kompostierung, Regenwassernutzung und lokale Pflanzensorten fördern die biologische Vielfalt und nachhaltiges Gärtnern.
  • Sozialer Kitt: Durch Workshops und Gemeinschaftsveranstaltungen bringt der Garten Generationen und lokale Akteure zusammen, um Inklusion zu fördern und das Bewusstsein für urbane Landwirtschaft zu schärfen.Ein Ort, um Fähigkeiten und Wissen zuteilen © Pauline Sutter

La Passerelle spiegelt wider, worum es bei Gemeinschaftsgärten geht: Aufbau von Ernährungsunabhängigkeit, gemeinsames Lernen und das Schaffen echter menschlicher Verbindungen. Es ist mehr als nur Gärtnern – es ist ein Werkzeug für kollektives Wohlbefinden.

Gemeinsam gärtnern, gemeinsam lernen © Pauline Sutter

In ganz Europa setzen viele Städte auf Gemeinschaftsgärten. Einige denken sogar über den Tellerrand hinaus, um das Gärtnern in die unerwartetsten Ecken der Stadtlandschaft zu bringen.

Dachgärten in Barcelona (Spanien)

Foto: Dachgarten in Barcelona, © Städtisches Institut für Menschen mit Behinderungen

In einer dichten Stadt wie Barcelona, wo der Boden knapp ist, haben sich Stadtplaner und Bürger eine clevere Lösung einfallen lassen: Dächer in üppige, Gemeinschaftsgärten zu verwandeln. Es ist eine innovative Art, die Stadt zu begrünen und gleichzeitig der drückenden Sommerhitze entgegenzuwirken.

Foto: Gemeinschaftsgeist auf den Dächern, © Städtisches Institut für Menschen mit Behinderungen

Warum sind diese Dachgärten so besonders?

  • Zwei Fliegen mit einer Klappe: Sie bauen Lebensmittel an und helfen durch Dachbegrünung, die Stadt zu kühlen.
  • Soziale Inklusion: Menschen mit Behinderungen pflegen die Gärten zusammen mit Schulkindern und Hausbewohnern. Die zusätzliche Ernte wird an Suppenküchen und Lebensmitteltafeln gespendet – einschöner Kreislauf.
Urbane Gartenarbeit mit köstlichen Ergebnissen! © Städtisches Institut für Menschen mit Behinderungen

Diese Hochhausgärten helfen, städtische Hitzeinseln zu bekämpfen, die Luftqualität zu verbessern und die Lebensmittelproduktion zurück in die Stadt zu bringen. Kein Wunder, dass dieses innovative Projekt den ersten Preis bei den European Public Sector Awards (EPSA) gewonnen hat!

Parckfarm – Eine grüne Oase in Brüssel (Belgien)

Man braucht nicht immer ein Dach, um in der Stadt zu gärtnern. In Brüssel blüht das Projekt Parckfarm auf einem ehemaligen Industriegelände am Rande des Tour & Taxis Parks. Was einst Beton und Lagerhallen waren, ist heute eine kollaborative Stadtfarm, die allen offensteht. Mostafa Mesnaoui, der dort seit 2015 gärtnert, nennt es “eine wunderbare Geschichte… zehn Jahre pures Glück.”

Warum es herausragt:

  • Stadterneuerung: Ein perfektes Beispiel für die Umwandlunggrauer Infrastruktur in einen lebendigen Grünraum.
  • Gemeinsames Gärtnern: Bewohner und Freiwillige bauen gemeinsam Obst, Gemüse und Kräuter an, tauschen Wissen aus und pflegen die Gemeinschaft.

Parckfarm ist mehr als nur ein Gemeinschaftsgarten – es ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie wir unsere Städte neu gestalten können.

Stadterneuerung © Pauline Sutter

Oosterwold – Wo jeder Bewohner Landwirtschaft betreibt (Niederlande)

In Almere, Niederlande, läuft ein interessantes urbanes Experiment. Willkommen in Oosterwold, einer Nachbarschaft, in der die Bewohner verpflichtet sind, mindestens 50 % ihres Landes zu bewirtschaften. Richtig – der Stadtteil ist um Gärten herum geplant, nicht umgekehrt!

Oosterwold-Nachbarschaft © Tara Schepers und Yolanda Sikking, Gemeinde Almere. Quelle: The Guardian

Was macht Oosterwold einzigartig?

  • Selbstverwaltet: Hier gibt es keine typische Stadtplanung – die Bewohner verwalten ihre eigene Wasserversorgung, Straßen und Abfallsysteme.
  • Ein Community-First-Modell: Die Einheimischen teilen ihre Ernte und bündeln Ressourcen, um eine nachhaltigere und widerstandsfähigere Nachbarschaft aufzubauen.
Oosterwold-Nachbarschaft © Tara Schepers und Yolanda Sikking, Gemeinde Almere. Quelle: The Guardian

Oosterwold stellt die Stadtplanung auf den Kopf, indem es die Lebensmittelproduktion in den Mittelpunkt des städtischen Lebens stellt. Es istein Modell dafür, was möglich ist, wenn engagierte Bürger mit anpacken.

Eine grünere urbane Zukunft ist erreichbar

Bei Gemeinschaftsgärten geht es nicht nur um den Anbau von Gemüse – es geht darum, neue Arten des Zusammenlebens zu entwickeln. Sie zeigen, dass wir mit etwas Erde, Kreativität und Gemeinschaftsgeist unsere Städte als grüner, gesünder und inklusiver neu gestalten können.

Indem sie Bewohner, lokale Regierungen und Basisorganisationen zusammenbringen, ebnen diese Räume den Weg für eine nachhaltigere urbane Zukunft. Ein Garten nach dem anderen säen sie die Samen der Widerstandsfähigkeit und Solidarität.

Auf dem Weg zu grüneren, widerstandsfähigeren Städten © Pauline Sutter

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Marktschwärmer

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