Simon Mondel betreibt zusammen mit seinen Eltern Beate und Helmut Mondel einen 50 ha großen Betrieb in Mittelfranken, Neustadt an der Aisch. Auf dem gemeinsam geführten Hof, sind die Richtlinien des biologisch-dynamischen Landbaus die Voraussetzung im Umgang mit Tier und Natur. Im Interview erklärt uns der junge Landwirt, auf welche Teilaspekte der nachhaltigen Landwirtschaft er in seinem Betrieb besonders viel Wert legt und welche Forderungen und Wünsche er an Verbraucher*innen und die Politik hat.
Eine nachhaltige Landwirtschaft hängt von vielen Faktoren ab. Auf welche Teilaspekte legt ihr in eurem Betrieb besonders viel Wert?
Die Kreislaufwirtschaft ist für uns ein wichtiger Teilaspekt, wenn es um nachhaltige und ökologische Landwirtschaft geht. Wir erzeugen das Futter für unsere Tiere auf unseren eigenen Flächen und verwenden den Dung der Tiere, als nährstoffreichen Dünger für unsere Gemüse und Getreide Kulturen. Unsere Schweine sind ein essentieller Bestandteil der Kreislaufwirtschaft, denn sie verwerten die Magermilch (Molke), die bei der Herstellung von Sahne entsteht. Aber auch unsere Kühe und Hühner verbrauchen Produktionsabfälle wie aussortierte Kartoffeln und verschiedene Gemüsereste.
Damit die Kreislaufwirtschaft funktioniert, ist die größe unserer Tierbestände, auf die dem Hof zur Verfügung stehende Ackerfläche angepasst. Wir halten also nur so viele Tiere, wie wir Weideland und Futter haben. Insgesamt sind das um die 25 Milchkühe, 15 Mastschweine und 60 Hühner. Der Gemüseanbau von ca. 20 verschiedenen Kulturen z.B. Salat, Kohlrabi, Mangold, Zwiebeln, Sellerie, Zucchini, Gurken, Kürbissen, Erdbeeren, Kartoffeln, findet auf ca. 1,5 ha Ackerland statt.
Beim Anbau von Gemüse greifen wir gerne auf alte, samenfeste Sorten zurück. Wir bauen beispielsweise eine alte österreichische Kartoffelsorte namens „mehlige Mühlviertler“ an. Diese Kartoffelsorte wird man nicht im normalen Supermarkt finden, sie überzeugt aber mit einem unverwechselbaren kräftigen Geschmack. Darüber hinaus züchten wir gefährdete Nutztierrassen wie zum Beispiel Tiesdorfer-Tiger Rinder, Duroc und Schwäbisch-hällisch Schweine, um aktiv zu deren Erhaltung beizutragen. Bei den Hühnern bevorzugen wir die Zweinutzungsrasse „Les Bleus“, die sich sowohl als Legehuhn als auch zur Mast eignet und somit Eier und Fleisch liefert.
Außerdem spielen auf unserem Hof vielfältige Fruchtfolgen eine wichtige Rolle. Sinnvoll durchdacht verhindern diese Bodenerosionen, Fruchtfolgekrankheiten und fördern die Fruchtbarkeit. Im ökologischen Landbau werden als Zwischenfrucht vor allem heimische Leguminosen (Hülsenfrüchtler) wie z.B. Luzerne und Triticale-Erbse angebaut. Diese reichern den Boden mit Stickstoff an, der dann den Folgekulturen zur Verfügung steht. Eine typische Fruchtfolge auf unserem Hof sieht dann wie folgt aus:
Luzerne – Luzerne – Luzerne – Weizen – Roggen – Triticale-Erbsengemenge – Mais – Hafer mit Untersaat Luzerne
Zu den Grundsätzen nachhaltiger Landwirtschaft zählt auch die möglichst artgerechte Tierhaltung. Welche Bedingungen sind dabei für euch am wichtigsten?
Tiere brauchen ausreichend Platz! Bei uns haben die Tiere im Stall bis zu 50 Prozent mehr Platz als es bei “demeter” vorgeschrieben ist. Das Jungvieh hat ganzjährigen Auslauf und die Kühe können im Sommer auf die Weide. Dort haben sie genügend Bewegungsfreiheit, täglich frisches Gras, Tageslicht und ganz viel frische Luft.
Um unseren Kühen noch mehr natürliche und arttypische Lebensbedingungen zu geben, praktizieren wir auf unserem Hof die Muttergebundene Aufzucht. Anders als in der klassischen Aufzucht, in der die Kälber getrennt von der Mutter, durch den Menschen mit der Milchflasche versorgt werden, dürfen unsere Kälber direkt am Euter der Kuh trinken. Das hat nicht nur positive Auswirkungen auf die Gesundheit und das Wachstum der Kälber, sondern stärkt auch den Umgang mit ausgewachsenen Kühen. Kälber aus der muttergebundenen Aufzucht weisen in der Regel ein besseres Sozialverhalten auf und wissen, wie sie Reibereien untereinander vermeiden können. Außerdem werden in unserem Betrieb alle Nachkommen in der Rinderhaltung aufgezogen, was bedeutet, dass wir keine Bullenkälber an große Mastbetriebe verkaufen.
Wie muss eine Landwirtschaft gestaltet sein, die die Menschheit nachhaltig versorgt, ohne den Planeten zu belasten?
Mit der biologischen Wirtschaftsweise befinden wir uns schon mal auf dem richtigen Weg. Insbesondere die Flächengebundene Tierhaltung kann dazu beitragen, dass die Landwirtschaft nachhaltiger wird. Es muss endlich Schluss sein mit der Massentierhaltung, dafür sollte es lieber kleine Produktionseinheiten geben, die an die Fläche des Betriebes gekoppelt sind. Die Kreislaufwirtschaft ermöglicht es Böden und Gewässer vor Ort zu schützen, Nutztieren ein artgerechtes Leben zu ermöglichen und qualitativ hochwertige Lebensmittel zu erzeugen. Allerdings funktioniert das Ganze nur, wenn auch die Verbraucher*innen mitmachen. Denn deutlich kleinere Bestände im Stall, werden auch zu deutlich weniger Fleisch auf dem Teller der Verbraucher*innen führen.
Was sind Deine Forderungen an die Politik und was sind Deine Wünsche an die Verbraucher*innen?
Ich würde mir wünschen, dass staatliche Eingriffe in den freien Markt sinnvoller durchdacht werden. Wenn z.B. strengere Gesetze für die Produktion von Lebensmitteln in Deutschland erlassen werden, müssen diese auch für importierte Agrarprodukte gelten.
Von den Verbraucher*innen wünsche ich mir vor allem Wertschätzung für die erzeugten Lebensmittel und Anerkennung für unsere Arbeit, die wir Landwirt*innen 365 Tage im Jahr verrichten. Das kann durch guten persönlichen Umgang mit Landwirt*innen und Arbeitskräften in der Agrarbranche geschehen und durch einen fairen Preis, den die Verbraucher*innen für unsere Lebensmittel bezahlen. Natürlich freue ich mich auch immer darüber, wenn Kund*innen Interesse an dem Herstellungsprozess ihrer Lebensmittel zeigen und mir viele Fragen stellen.
Wir bedanken uns bei Simon Mondel für das Interview und die Einblicke in den Betrieb. Die Produkte von Demeter Hof Mondel sind direkt in folgen Schwärmereien erhältlich: Marktschwärmer Erlangen, Marktschwärmer Baiersdorf – Kulturscheune, Marktschwärmer Nürnberg Stadtpark, Marktschwärmer Nürnberg Hummelstein
Fotos: Demeterhof Mondel
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