Corona und unsere Schwärmereien: Ein Lagebericht

Unsere Gastgeber*innen, Erzeuger*innen und Freiwilligen arbeiten in dieser Zeit mit vollem Einsatz daran, dass wir auch weiterhin frische und regionale Lebensmittel auf den Teller bekommen. Alle 71 Schwärmereien heißen auch jetzt mit Freude regelmäßig eine steigende Anzahl an Kund*innen willkommen. Aber wie sieht eine Verteilung während einer Pandemie genau aus? Wir haben Nina und Kristin, Gastgeberinnen der Marktschwärmer Erlangen, einen Tag lang begleitet.

Wir können uns alle gut daran erinnern: Zu Beginn der Corona-Eindämmungsmaßnahmen standen wir täglich vor neuen Herausforderungen. Auch Nina und Kerstin haben ab Tag eins zum Teil kreative Lösungen finden müssen um die Schwärmerei am Laufen zu halten. Angefangen mit dem Verteilungsort der Schwärmerei in Erlangen. Das E-Werk war als Kultur- und Veranstaltungszentrum gleich von der ersten Maßnahmenwelle betroffen und musste seine Tore schließen. Innerhalb von zwei Tagen mussten die Gastgeberinnen deshalb einen neuen Standort finden. Glücklicherweise wurden sie schnell fündig. Ihre Stammkneipe Gummi Wörner hat sie kurzfristig aufgenommen und ihnen die Bar als Übergangsheimat für die Verteilungen zur Verfügung gestellt. 

Natürlich hat sich aber auch der Ablauf der Verteilungen verändert. Rund 60% mehr Bestellungen gehen aktuell in der Schwärmerei ein. Das ist wirklich schön, bedeutet aber auch mehr Arbeit für die Gastgeber*innen, da Kund*innen ihre Bestellungen nicht mehr von den einzelnen Erzeuger*innen in der Schwärmerei abholen, sondern diese vor der Verteilung bereits in Kisten vorgepackt werden.

Kristin aus Erlangen

16 Uhr: Die beiden Gastgeberinnen treffen sich am Standort, stellen Tische und Kisten auf. Jede Kiste bekommt eine Bestellnummer zugewiesen. Kund*innen, die Fleisch oder Fisch bestellt haben, bekommen auf ihre Kisten zusätzlich einen blauen Punkt. Sie erhalten ihre gekühlten Produkte später aus extra dafür besorgten Kühlboxen. Damit wird die Kühlkette nicht unterbrochen. Zum Schutz der Kund*innen tragen die beiden Gastgeberinnen schon jetzt Mundschutz und Handschuhe. 

Außerdem platzieren sie einen Tisch am Eingang der Bar. Über diesen geben sie später die vorgepackten Kisten aus. So haben die Kund*innen keinen direkten Zutritt zum Verteilungsort – das schützt Kund*innen und Erzeuger*innen zugleich.. “Unsere Bauern sind wichtiger denn je, weil sie unsere Versorgungskette sicherstellen und da möchten wir sie nicht einem unnötigen Risiko aussetzen”, erklärt Nina.

Marktschwärmer Erlangen

16.30 Uhr: Die Erzeuger*innen liefern ihre Waren an. Damit nicht alle gleichzeitig kommen, treffen einige etwas früher und andere etwas später ein. So hat jede*r Zeit, um die Waren sicher selber in die Kisten und Kühlboxen zu packen. Nina, Kristin und ihr freiwilliger Helfer Felix unterstützen sie natürlich dabei. “Unsere Erzeuger*innen freuen sich, dass momentan viel bei ihnen gekauft wird”, berichtet Gastgeberin Kristin. Einigen Produzent*innen seien durch die Schließung von Restaurants oder eigenen Foodtrucks Umsätze weggebrochen. Sie sind sehr froh, dass sie durch Marktschwärmer in dieser Zeit unterstützt werden.

17.30 Uhr: Die Schwärmerei hat mit Beginn der Coronakrise kurzfristig einen Lieferservice etabliert. Kristin und Nina war es wichtig, dass auch Personen in der Risikogruppe oder in Quarantäne mit regionalen Lebensmitteln versorgt werden können. Dafür treffen jetzt die drei freiwilligen Helfer*innen ein. Sie sind selber Kund*innen und wollten ihre Schwärmerei in der ungewöhnlichen Zeit unterstützen. Ein riesiges Dankeschön an dieser Stelle! Auch für den Lieferdienst wurden die Kisten vorgepackt. Die Gastgeberinnen laden diese in die Autos der Lieferant*innen. Damit der Lieferprozess nachhaltiger wird, wollen Kristin und Nina bald auf Lastenfahrräder umsteigen.

18.00 Uhr: Die Verteilung beginnt, die ersten Kund*innen treffen ein. Helfer Vincent hat sich vor der Bar platziert und verteilt die Waren aus den Kühlboxen. Kristin und Nina nehmen die Bestellnummern der Kund*innen entgegen und geben die vorgepackten Einkäufe am Eingang der Bar aus. Dabei tragen sie natürlich auch Mundschutz und Handschuhe.

Die Gastgeberinnen haben alle Hände voll zu tun. Die Anzahl und Menge der Bestellungen ist durch den Coronavirus extrem gestiegen. “Die Menschen kochen mehr zuhause. Besonders Fleisch wird viel bestellt. Aber auch Produkte, wie zum Beispiel besondere Öle, die sonst eher in geringen Mengen bestellt werden, bekommen viel Zuspruch”, freuen sich Nina und Kristin. 

19.30 Uhr: Die Verteilung ist beendet. Die beiden Gastgeberinnen sind geschafft aber glücklich. Nina und Kristin strahlen: “Wir geben in diesen vier Stunden 120% und versuchen den Ablauf stets zu verbessern. Es macht momentan aber auch so viel Spaß, wir bekommen so viel Zuspruch. Unsere Gemeinschaft wächst zusammen und das tut zwischendurch sehr gut!”

Danke, liebe Nina und Kristin, dass ihr weiterhin dafür sorgt, dass Erlangen mit regionalen Lebensmitteln versorgt wird. Wir sind allgemein unglaublich stolz auf das, was die Marktschwärmer-Bewegung und jeder einzelne von euch täglich beiträgt. Gerade in diesen Zeiten zeigt ihr, wie Solidarität funktioniert.

Aber, es gibt noch einige “leere Flecken” in Deutschland, die wir füllen wollen, um noch mehr Menschen die Möglichkeit zu bieten Marktschwärmer zu werden. Das Interesse bei Erzeuger*innen, Kund*innen und Kommunen ist da. Was wir jetzt suchen sind die Gastgeber*innen. 

Kennst Du vielleicht jemanden, der ca. 10 Stunden pro Woche in die Organisation einer Schwärmerei stecken kann? Vielleicht hast Du selbst Interesse? Denn, Gastgeber*in kann jede*r werden: Ob allein oder als Duo, wir freuen uns über jedes neue Gesicht. Informiere Dich hier: https://werde.marktschwaermer.de/ 

Mehr über Marktschwärmer erfährst Du auf unserer Webseite und unserer Facebook-Seite.

Über den Autor

Marktschwärmer

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