Guten Tag,
mein Name ist Stefood Hawking, ich bin Professor des Fachgebiets Biochemie, Zoologie und Banjo an der Standfood Universität. Professionell interessiere ich mich vor allem für Ameisenkolonien, Termitenhaufen, Elefantenfamilien und seit einiger Zeit auch für Food Assemblies. Bei den Assemblies kann man faszinierende Verhaltensvorgänge beobachten, die weit über den Rahmen des Ernährungsaspekts hinausgehen. Und genau darin besteht das Geheimnis ihrer Langlebigkeit.
Hier nun eine kurze Zusammenfassung meiner neusten Recherchen zum Thema Food Assemblies.
Ich habe die Food Assemblies über mehrere Jahre beobachten können und bestätige nun, dass sie aus Menschen bestehen. Diese lassen sich als dynamisch und fexibel charakterisieren und befinden sich in sehr gutem gesundheitlichen Zustand. Innerhalb der Gemeinschaft hat jeder eine ganz bestimmte Rolle.
Einige Exemplare stellen die Nahrung für die Gruppe her: Deshalb nenne ich sie Erzeuger. Sie sind allerdings nicht nur dafür zuständig, wöchentlich die Früchte ihrer Arbeit zu abliefern, sondern sie zelebrieren diese auch. Sie lassen ihre Produkte verkosten, setzen sie in Szene und erzählen etwas darüber – denn hinter guten Erzeugnisse steckt immer eine Geschichte. Eine Geschichte, die sich hören lässt.
Erzeuger lachen im Allgemeinen gerne und haben Spaß. Um ihre Welt mit anderen zu teilen, bringen sie Werkzeuge oder Tiere mit, die zu ihrem Alltag gehören. Tatsächlich habe ich während der wöchentlichen Verteilungen schon Kälber den Garten abgrasen sehen oder Leute mit hochgekrempelten Ärmeln, die in einem alten Holz-Butterfass Butter geschlagen haben! Die Erzeuger oder auch Landwirte genannt, bringen ihre ganz eigene Welt in die Assemblies ein. Sie spielen eine zentrale Rolle für den Zusammenhalt der Gemeinschaft.
Die anderen Mitglieder der Gemeinschaft, die Verbraucher, sind jedoch auch nicht passiv. Sie gehen nämlich nicht nur der guten Produkte wegen zu den Assemblies. Nein, sie kommen auch wegen des ausgesprochen familiären Beisammenseins und der völlig anderen Art des Konsums und des Lebens im Kiez. Es kann sogar vorkommen, dass sie anfangen zu musizieren, einfach, weil sie Lust drauf haben.
Food Assembly Mitglieder tauschen für Ihr Leben gern Gegenstände: Bücher, Weihnachtsgeschenke, Marmeladen. Manchmal stellt auch jemand aus dem Kiez seine Bilder aus. Die Kleinen können an Malwettbewerben oder Bastelkursen teilnehmen, während sich die Erwachsenen dem Austausch von Geschichten, Erfahrungen und Dingen hingeben.
Wie bei den Ameisengibt es auch bei den Food Assemblies ein einzigartiges Wesen, das den Ursprung einer Assemby bildet. Dieses Wesen gründet die Kolonie, belebt und erneuert sie. Doch im Gegensatz zur Ameisenkönigin ist der Assembly-Gastgeber nicht dreimal so groß wie ein normaler Mensch und seine Lebenserwartung auch nicht hundertmal so hoch. Sein einziges Privileg besteht darin, die wöchentlichen Verteilungen so zu gestalten, wie es ihm gefällt.Er kann zum Beispiel einen Experten zu einer Konferenz einladen, eine Theatertruppe zu Improvisieren oder er kann einen Gärtnerkurs veranstalten – je nachdem, was ihm so gefällt.
Abschließend würde ich gerne noch eine erstaunliche Erkenntnis erwähnen. Es hat sich nämlich im Laufe meiner Forschungen herausgestellt, dass die Mitglieder der Food Assembly auch außerhalb der wöchentlichen Verteilungen Zeit miteinander verbringen. Man sieht sie zusammen essen, ausgehen und feiern. Teilweise formieren sie sich auch in Gruppen, um den Betrieb eines Versorgers besuchen. Dort lernen sie dessen Arbeit kennen und stärken die Verbindung zu ihm.
Ich muss sagen, dass sich diese Food Assemblies auf eine vollkommen unerwartete Art und Weise entwickeln. Um sie ganz zu begreifen, sind weitere Recherchen notwendig.
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