Oh Sauerkraut, heimischer psychedelischer Geselle!

Niemand wird versuchen zu bestreiten, dass Sauerkraut eine typisch deutsche Angelegenheit ist, was mehrere Gründe hat. Zum einen ist die heutige Version des Sauerkrauts tatsächlich aus Deutschland (auch wenn das Fermentieren von Kohl schon sehr lange Zeit vorher in China und Korea nachgewiesen werden kann). Zum anderen gilt Sauerkraut als ein so unattraktives Produkt, dass niemand, der nicht deutsch ist, auch nur das geringste Interesse daran hätte, Sauerkraut als seins auszugeben.

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Sauerkraut ist extrem gesund, aber Sauerkraut ist auch extrem komplex, geschichtlich gesehen. Die berühmte Beilage ist dicht mit unserem deutschen Image verwoben. Und so müssen wir uns die Frage stellen, ob ihr zwiespältiges Ansehen im Ausland durch den Kohl selbst kommt oder vielmehr durch unser Deutschsein.

Zum Deutschsein gehören nun einmal auch die letzten hundert Jahre, besonders wenn es um Sauerkraut geht. Mit seinem außergewöhnlich hohen Vitamin C-Gehalt und seiner guten Verdaulichkeit bringt das Kraut hervorragend über den Winter, auch in Krisenzeiten, Kriegen und Nachkriegszeiten. Die deutschen Soldaten fraßen unheimlich viel davon, während sie ihre Nachbarn überfielen. Von den Engländern und Amerikanern bekamen sie schnell den Kosenamen „The Krauts“.

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Aber auch wenn man von den Metzeleien des letzten Jahrhunderts absieht, evoziert Sauerkraut noch heute ein Bild, dass nicht unbedingt zu dem gehört, was man als sexy bezeichnen würde: Kartoffeln, Pantoffeln, säuerlicher Geruch, Pünktlichkeit und Wurst.

Es ist erstaunlich, dass eine weitere Etappe der Geschichte einfach ausgeblendet wird, wenn es um das Deutsche und das Sauerkraut geht. Wir sprechen von Can, Tangerine Dream, Amon Düül und von Kraftwerk. Wir sprechen von Krautrock. Schauen wir zurück zur Nachkriegszeit. Die ungeliebten Deutschen wurden zu dieser Zeit abwertend Krauts genannt. Aber im Jahr 1986 drehte Amon Düül den Spieß einfach um und gab den Deutschen und ihrem Sauerkraut mit dem Song Mama Düül und ihre Sauerkrautband spielt auf ein neues Gesicht.

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Von nun an wurde alles an progressiver Rockmusik in Deutschland unter dem Begriff Krautrock zusammengefasst. Gemeinsam hatten diese deutschen Bands, die sehr verschieden waren, dass sie sämtliche Grenzen überschritten. Die üblichen Liedstrukturen wurden aufgelöst, Songs bekamen Einflüsse elektronischer Sounds, aus dem Free Jazz oder der absolut atonalen Musik von Stockhausen und Co. Rock wurde immer psychedelischer und Konzerte wurden zu ekstatischen Zusammenkünften. Es war alles erlaubt. Endlich.

Die verschiedenen Bands entwickelten sich zu richtungsweisenden Vertretern unterschiedlicher Genres. Kraftwerk zeigte uns, was wunderbares passiert, wenn man flimmernde Ekstase mit deutschem Ingenieurstum mischt. Und ohne Tangerine Dream klänge die heutige Elektroszene jetzt anders. Und ohne Sauerkraut, kein Krautrock.

Die Leute tendieren dazu, diese andere Seite der Deutschen zu übersehen. Aber die Leute wissen auch nicht, dass Sauerkraut große Mengen des Neurotransmitters Tyramin enthält, was ihn zu einem starken Aphrodisiakum macht.

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Sauerkraut (ein Rezept von Chefkoch.de)

Arbeitszeit: ca. 2 Std. 30 Min. / Schwierigkeitsgrad: simpel / Kalorien p. P.: keine Angabe

Weißkohl fein hobeln und mit Salz gut vermischen, dabei gut mit Händen verkneten bis Saft rauskommt.  Die Gläser und Deckel reinigen und mit heißem Wasser kurz abspülen. Das gut durchgeknetete Sauerkraut in die Gläser dicht einfüllen mit Frischhaltefolie abdecken und mit Deckel fest verschließen.  Die Gläser in eine Kunststoffschüssel stellen.  Nun werden die Gläser am besten in der Küche bei 18 Grad, 3 bis 6 Tage stehen gelassen und anschließend im Keller aufbewahrt (bis ein Jahr).  Nach 14 bis 21 Tagen ist es so weit, man kann es probieren. Es schmeck lecker.

 

Don’t loose your Vitamin C – eat Sauerkraut!

 

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Kommentare

  1. Luzia Domesle

    liebe Theresa! der Krautrock hat wohl nicht sehr viel mit Sauerkraut zu tun, wohl genausoviel wie das Lied vom Austro-Rocksänger Wilfried “Highdelbeeren” mit den Blaubeeren im Wald (die ja Heidelbeeren heißen) aus den 70er Jahren. Damit ist vielmehr “unser gutes Kraut” gemeint, das da in Männchen- und Weibchenform gedeiht und dessen weibliche Blüten nach menschlichem Genuss der Seele Flügel verleihen. Außerdem hatten die noch andere Mittel zum Beflügeln – nicht umsonst ist auf dem zitierten Video vom Amon Düül der gute alte Abie Hoffmann abgebildet. das Sauerkraut – das ich als Kind nur allzu oft essen musste und eigentlich gar nicht mag – vor allem in Verbindung mit Knödeln (=Klößen bei euch) und Selchfleisch wirkt garantiert NICHT PSYCHEDELISCH!

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