Was Du jetzt über Erdbeeren wissen musst

Die ersten Erdbeeren sind da! Aber woher kommen sie eigentlich? Und welche kannst Du bedenkenlos kaufen? Hier sind klare Antworten auf die sechs wichtigsten Fragen rund um die roten, süßen Sommerfrüchte.

Wann geht die Erdbeersaison endlich los?

Die gute Nachricht: Jetzt! Die Saison für Erdbeeren aus dem Freilandanbau beginnt Ende Mai und dauert nur kurze acht Wochen, etwa bis Ende Juli. Wenn der Frühling besonders mild war, kann es auch schon mal etwas früher Früchte aus unseren Breiten geben. Aber alle Erdbeeren, die deutlich früher im Supermarktregal liegen, sind definitiv importiert oder kommen aus dem beheizten Gewächshaus.

Ist Erdbeere gleich Erdbeere?

Ein ganz klares Nein! Es gibt über 1000 verschiedene Sorten, von denen nur die wenigsten in unseren Supermärkten oder auf Wochenmärkten angeboten werden. Allen Sorten ist eins gemeinsam: Sie sind erstaunlich gesund. Wer hätte gedacht, dass Erdbeeren mehr Vitamin C liefern als Zitrusfrüchte?!

Wer wirkliche Vielfalt will, muss sie sich im eigenen Garten oder auf dem Balkon selbst heranziehen. Dann kann man sogar in den Genuss so außergewöhnlicher Sorten wie der Ananaserdbeere kommen: Die ist fast weiß mit roten Punkten und schmeckt – wie der Name schon sagt – leicht nach Ananas.

Schmeckt nach Ananas, ist aber eine waschechte Erdbeere: die Ananas-Erdbeere. ©Emmbean

Woher kommen die Erdbeeren, die ich hier kaufen kann?

Die meisten Erdbeeren sind ganz schön weit gereist! Wir essen so viele Erdbeeren, dass die deutschen Anbauer den Bedarf schon lange nicht mehr decken können. Deswegen lohnt es sich für den Handel, jedes Jahr über 90.000.000 kg Früchte aus Ländern wie Marokko, Ägypten, Italien, Holland und vor allem aus Spanien zu importieren.

Selbst in Mittelmeerländern mit viel Sonne setzt sich in den letzten Jahren leider der Anbau unter Folientunneln durch. Die beschleunigen die Reifung und schützen die Pflanzen vor Verschmutzungen und Unwettern. Dort, wo das Klima nicht mitspielt, werden Erdbeeren in aufwändig geheizten Gewächshäusern gezogen, damit sie früher reif für den Markt sind. Holländische Obstbauern haben diese Praxis etabliert – leider nimmt sie aber auch in Deutschland immer mehr zu. Eine ökologische Milchmädchenrechnung.

Kann ich konventionell kaufen oder muss es Bio sein?

Unsere Empfehlung ist hier eindeutig: Konventionell angebaute Erdbeeren sind zu krassen 96% mit Pflanzenschutzmitteln belastet. Das bestätigen Tests von Verbraucherschützern mit unschöner Regelmäßigkeit. Warum das so ist? Erdbeerpflanzen sind relativ anfällig für Pilze und Fäulnis. Die chemische Keule ist die vermeintlich einfache Antwort der konventionellen Anbauer.

Im biologischen Anbau verbieten sich Pflanzenschutzmittel. Stattdessen sollen robustere Sorten und größere Abstände zwischen den Pflanzen Pilzbefall vorbeugen. Das ist aber natürlich ein bisschen teurer. Am besten ist, wenn man den Erdbeerbauern selbst fragen kann, wie er seine Früchte angebaut hat. Denn nicht jeder kleine Erzeuger, der biologisch arbeitet, kann sich auch eine Bio-Zertifizierung leisten.

Erdbeeren in Plastikschalen

Plastikschalen statt Pappe sind oft ein Zeichen für weit gereiste Früchte – aber kein verlässliches.

Welche Erdbeeren kann ich guten Gewissens kaufen?

Nur auf ein Bio-Siegel zu achten, reicht leider nicht aus. Importierte Bio-Erdbeeren haben ihre Herkunftsäcker zwar nicht mit Schadstoffen wie Pflanzenschutzmitteln verseucht, aber sie belasten durch ihren Wasserbedarf und die langen Transportwege trotzdem die Umwelt.

Ein Beispiel: Die meisten Importfrüchte in Deutschland kommen aus dem Süden Spaniens. Weil ein Kilo Erdbeeren im Durchschnitt 270 Liter Wasser bis zur Reife braucht, verschärft der Anbau dort die Wasserknappheit. In Regionen wie dem Nationalpark Coto de Donana sinkt der Grundwasserspiegel seit langem drastisch. Die Folge: Es werden tiefere Brunnen gegraben, die über kurz oder lang den Wasserspiegel weiter sinken lassen. Ein Teufelskreis.

Übrigens: Hier kannst Du mehr über den “virtuellen Wasserabdruck” unserer Lebensmittel lesen.

Nach der Ernte muss die spanische Ernte ja erstmal zu uns gelangen. Auf dem Weg aus Spanien bis auf unsere Teller legen südspanische Erdbeeren fast 3000 Kilometer zurück, meist im LKW. Das verursacht jedes Jahr einen CO2-Ausstoß von etwa 70.400.000 kg, nur für den Transportweg spanischer Importe. Eine unglaubliche Zahl, oder?

Heißt das, alle deutschen Bio-Erdbeeren sind gut?

Leider nicht. Der SWR hat erst neulich wieder mit versteckter Kamera aufgedeckt, wie dreist bei den Herkunftsangaben getrickst und umdeklariert wird. Die Frage ist: Wie soll ich als Kunde dann erkennen, welche Erdbeeren schadstofffrei und regional sind?

Ein gutes Indiz ist die Verpackung: Erdbeeren aus Deutschland kommen eher in Pappschalen auf den Markt, importierte Früchte werden wegen des längeren Transportweges eher in Plastikschalen geliefert. Verlässlich ist diese Methode freilich nicht, denn es gibt Ausnahmen oder es wird vor dem Verkauf heimlich umverpackt.

Wer sicher gehen will, wirklich unbelastete Früchte aus der Region zu kaufen, umgeht am Besten den Händler und spricht direkt mit seinem Erdbeerbauern. Auf dem Wochenmarkt, direkt auf dem Erdbeerfeld nebenan – oder in der nächsten Schwärmerei.

Mehr über Marktschwärmer erfährst Du auf unserer Webseite und unserer Facebook-Seite.

Über den Autor

Volker Zepperitz

Volker Zepperitz ist dort unterwegs, wo man die ökologische Ernährungswende bereits sehen und am Besten auch schmecken kann. Er ist Journalist und hat Politische und Wirtschafts-Kommunikation in Berlin und London studiert. Seit 2016 kümmert er sich als Pressesprecher der Marktschwärmer darum, die Bewegung bekannter zu machen und die Diskussion über faires, nachhaltiges Essen anzutreiben.

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