Für eine faire Landwirtschaft: Die Zukunft der GAP liegt im agrarökologischen Wandel

Derzeit fließen 80 % der Gelder aus der gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) an nur 20 % der Betriebe in Europa. Dieses Ungleichgewicht ist das Resultat eines schädlichen Subventionssystems, das größere Betriebe bevorzugt und ihnen höhere Fördermittel zuschiebt. Anstatt diesen ungerechten Strukturen weiter zu folgen, sollte die gemeinsame Agrarpolitik (GAP) einen gerechten agrarökologischen Wandel für alle vorantreiben. In ganz Europa setzen sich zahlreiche Landwirt*innen, Aktivist*innen, Organisationen und Bürger*innen für Lösungen zur Verbesserung des Ernährungssystems ein. Politiker*innen: Es ist an der Zeit, auf uns zu hören!

Was ist die GAP und warum ist sie jetzt wichtig?

Die EU investiert jährlich rund 55 Milliarden Euro Steuergelder in die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP), was etwa ein Drittel des gesamten EU-Budgets ausmacht.

Die GAP ist das zentrale Instrument der EU zur Bereitstellung von Agrarsubventionen. Derzeit basiert das System auf flächenbezogenen Zahlungen: Je größer der Betrieb, desto höher die Subvention. Infolgedessen fließen 80 % der GAP-Mittel an nur 20 % der landwirtschaftlichen Betriebe in Europa. Dies ermöglicht es großen Industriefarmen, ihre Gewinne erheblich zu steigern, während kleine und mittelständische Betriebe mit einem alarmierenden Rückgang kämpfen.

Bis Mitte 2025 wird die EU wichtige  Entscheidungen darüber treffen, wie unsere Steuergelder ausgegeben werden. In diesem Rahmen wird die EU ihr langfristiges Budget, den Mehrjährigen Finanzrahmen, verhandeln und eine neue Gemeinsame Agrarpolitik für den Zeitraum nach 2027 vorschlagen.

Im langfristigen Haushalt der EU wird maßgeblich festgelegt, wie viel Mittel für die Agrarwende bereitgestellt werden. Als größte EU-Gesetzgebung beeinflusst die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) direkt die Zukunft der Nahrungsmittelproduktion und Landwirtschaft in Europa. Sie bestimmt, ob Landwirt*innen und Bürger*innen die notwendige Unterstützung erhalten, um nachhaltige Lebensweisen zu fördern. Da Verhandlungen über das Budget und die Gesetzgebung oft Jahre dauern, haben die Diskussionen zur neuen GAP bereits begonnen.

Die Stimme der Bürger*innen an die Europäische Kommission

Viele Organisationen und einzelne Bürger*innen sind sich einig, dass der Übergang zu einem nachhaltigen Ernährungssystem eine der großen Herausforderungen unserer Zeit ist. Aus diesem Grund werden wir 2025 unsere Forderungen an die Europäische Kommission richten.

Ein Beispiel dafür sind die European Days of Action, die Hauptkampagne von Good Food Good Farming (GFGF). Diese Aktionen finden jedes Jahr im Oktober statt und bieten Bürger*innen sowie Organisationen aller Größen die Möglichkeit, eigene Veranstaltungen zu organisieren und Teil der Bewegung zu sein. Ob Proteste, Picknicks, Workshops, Filmvorführungen oder Erntefeste – online oder vor Ort – im Mittelpunkt steht ein gemeinsames Anliegen: #GoodFoodGoodFarming!

Ein gemeinschaftliches Kochbuch

In diesem Jahr veranstaltet Good Food Good Farming (GFGF) eine partizipative Aktion, die das Thema Agrarpolitik auf eine interaktive und unterhaltsame Weise zugänglich macht. Interessierte können kostenloses Kampagnenmaterial bestellen, um es in ihre Veranstaltungen einzubinden oder mit Freund*innen und Familie zu teilen. Das Paket enthält unter anderem ein Informationsposter zur gemeinsamen Agrarpolitik (GAP), das aufzeigt, welche aktuellen Probleme bestehen, wer notwendige Reformen blockiert und wie die GAP künftig transformiert werden könnte.

Wenn wir gemeinsam Druck ausüben, können wir unsere Politiker*innen dazu bewegen, für eine GAP zu stimmen, die den agrarökologischen Übergang unterstützt und gerechte Bedingungen für Landwirt*innen und landwirtschaftliche Arbeiter*innen schafft, die aktuell mit großen Herausforderungen zu kämpfen haben.

Die Teilnehmenden sind eingeladen, basierend auf den Informationen des Posters und ihren eigenen Erfahrungen, ihre Ideen zu äußern, was Europa benötigt, um bessere und gerechtere Lebensmittelsysteme zu schaffen. Diese Beiträge werden in Form von Rezeptseiten gesammelt. Nach der Aktion wird Good Food Good Farming alle Rezepte zusammentragen und in einem gemeinsamen „Kochbuch“ veröffentlichen.

Lasst uns unser Ernährungssystem relokalisieren!

Marktschwärmer hat kürzlich eine Petition auf Change.org ins Leben gerufen, die den Aufruf „Lasst uns das Lebensmittelsystem relokalisieren!“ trägt. Mit dem übergeordneten Ziel, lokale Produkte zu fördern, die Bedingungen für Landwirt*innen zu verbessern und die Umwelt zu schützen, fordert diese Petition konkrete Maßnahmen:

  • Förderung lokaler Produkte: Produzent*innen und  Verbraucher*innen näher zusammenbringen, sowohl durch geografische Nähe als auch durch kommerzielle Nähe (kurze Lieferketten).
  • Diversifizierung der landwirtschaftlichen Produktion in unserem Gebiet.
  • Beseitigung unfairer Wettbewerbsbedingungen, damit alle Lebensmittel, die den Markt erreichen, den gleichen Standards entsprechen.
  • Einbeziehung des Agrarsektors in die Definition von Vorschriften und proportionale Anwendung je nach Betriebsgröße.
  • Und schließlich klare geografische Kennzeichnung auf Lebensmitteln, um deren tatsächliche Herkunft zu kennen.

Die Petition, die in sechs Ländern gestartet wurde, verfolgt das Ziel, möglichst viele Unterschriften zu sammeln und so eine europäische Bewegung von Bürgeraktivist*innen zu stärken.

Mit diesen beiden Vorschlägen bündeln Good Food Good Farming und Marktschwärmer  ihre Kräfte für eine neue gemeinsame Aktion, die im Frühjahr 2025 stattfinden soll. In dieser Initiative, an der voraussichtlich auch weitere Organisationen teilnehmen werden, werden sowohl das GFGF-Kochbuch als auch die Change.org-Unterschriften von Marktschwärmer der Europäischen Kommission überreicht. So wird sichergestellt, dass die Politiker*innen unsere Forderungen während der Verhandlungen über das neue langfristige Budget und die neue GAP in Betracht ziehen.

Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, um von den Politiker*innen zu fordern, eine nachhaltige  Zukunft zu finanzieren. Machst du mit?

Was ist Good Food Good Farming?

Good Food Good Farming (GFGF) ist ein vielfältiges Bündnis von zivilgesellschaftlichen Gruppen, das sich seit 2012 in ganz Europa für nachhaltige Ernährung und Landwirtschaft einsetzt. Das Bündnis vereint lokale, nationale und europäische Organisationen, um Entscheidungsträger*innen dazu zu bewegen, die Lebensmittel- und Agrarpolitik der EU zu reformieren. GFGF engagiert sich in einer breiten Palette von Themen, von der Förderung einer ehrgeizigen Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) bis hin zum Ausstieg aus Pestiziden. Jedes Jahr evaluiert die Organisation die aktuellen politischen Entscheidungen der EU, um auf deren Auswirkungen auf die Ernährungssysteme in Europa aufmerksam zu machen.

 

Autor und Fotos: Good Food Good Farming

 

 

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Marktschwärmer

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