“Essen ist politisch und gute Lebensmittel sollten kein Luxus, sondern eine Selbstverständlichkeit sein” – Im Interview mit Walnussmeisterin Vivian Böllersen

2015 macht Vivian aus ihrem Traum Realität und gründet die Walnussmeisterei Böllersen. Das kleine landwirtschaftliche Unternehmen im Nordwesten Brandenburgs hat sich auf den Anbau von Walnüssen, sowie die Beratung und Forschung auf diesem Gebiet spezialisiert. In unserem Interview erzählt sie uns, was sich im Herbst für die Erzeugung ihrer Produkte ändert und warum es in ihren Augen so wichtig ist, Lebensmittel wertzuschätzen.

 

Was ändert sich mit dem Herbst für die Erzeugung eurer Produkte?

Im Herbst geht es erst richtig los! Alle sind in Alarmstellung: bereiten den Hofladen vor, bestellen Verpackungsmaterial oder sortieren sich in die Schichtpläne für die Marktstandbetreuung ein. Der Sommer war unsere Erholungspause, aber nun heißt es bis Weihnachten rührig sein, um möglichst viele Nüsse zu ernten, zu knacken und an die Frau/den Mann zu bringen.

Wann haben Walnüsse Saison und was gilt es bei ihrem Anbau zu beachten?

Die Nüsse fallen witterungs- und sortenbedingt zwischen Mitte September und Mitte Oktober. Dieses Jahr geht es in Süddeutschland schon los während wir hier im Nord-Osten wohl noch so 2-3 Wochen Geduld haben müssen. Und dann wird bei uns am Hof erstmal gewaschen, getrocknet und aussortiert.

 

Was ist dein liebstes Herbstprodukt?

Alles! Ich genieße die Vielfalt, die der Herbst bietet und das, obwohl man die Kälte und Dunkelheit des Winters schon dämmern hören kann. Wenn ich mir morgens meine Zwetschgen und Äpfel fürs Frühstück, mittags noch ein paar Tomaten und Kräuter und abends dann die letzten Buschbohnen ernten und zubereiten kann, bin ich happy. Alles mit Nüssen, versteht sich, aber da geht die Ernte erst los und ich zehre noch von meinen Vorräten.

 

Warum ist es deiner Meinung nach wichtig Lebensmittel wertzuschätzen?

Unsere Natur ist so reichhaltig, das Angebot so mannigfaltig und wertvoll. Wer Lebensmittel verschwendet oder unbedacht vernichtet, tritt dieses Geschenk mit Füßen und hat keine Vorstellung davon, wieviel Arbeit es bedeutet, eine Apfel oder ein Stück Käse für den Verbraucher zu produzieren. Will man dann noch davon leben, braucht es neben viel Mut und Idealismus auch Investitionen, um mit den eher niedrigen Handelspreisen konkurrieren zu können. 

Wir sollten dankbar sein, dass uns gesunde Lebensmittel in so großer Auswahl zur Verfügung stehen; sollten die Menschen, die diese für uns produzieren, achten und lieber zweimal überlegen, wie viel wir einkaufen, woher es kommt und was ich mit meinem Kauf bewirke. Essen ist politisch und gute Lebensmittel sollten kein Luxus, sondern eine Selbstverständlichkeit sein

 

Wie feiert ihr als Betrieb Erntedank? 

Erntedank verbringen wir „traditionell“ seit unserer Betriebsgründung auf Märkten in der Region, um Nüsse und Nussprodukte zu verkaufen. Morgens vor der Abfahrt geben wir dann noch meist ein paar Säcke in der Kirche für den Ernte-Dank-Gottesdienst ab.

 

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Marktschwärmer

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