Seit rund 40 Jahren versorgt der Spargel- und Erdbeerhof Bonnen den Neusser Norden mit frischem Spargel. Christian Bonnen bewirtschaftet den 70 Hektar großen Hof bereits in der dritten Generation. Neben Spargel und Erdbeeren baut Familie Bonnen auch Zuckerrüben, Kartoffeln und Getreide an. In unserem Interview erfährst du, warum es mehrere Jahre dauert, bis eine Spargelpflanze ertragreich ist, mit welchen Herausforderungen der Anbau verbunden ist und worauf du beim Kauf von Spargel unbedingt achten solltest.
Seit wann baut ihr Spargel an und wie seid ihr dazu gekommen?
Wir bauen seit etwa 40 Jahren Spargel an. Damals hörte bei uns ein benachbarter Betrieb auf und wir haben diesen übernommen. Eine der Bedingungen war, dass wir die Spargelanbaufläche mit übernehmen. Mein Vater stimmte dem Angebot zu und probierte es aus. Zu dieser Zeit hatten wir bereits einen Hofladen, sodass der Spargelanbau eine gute Ergänzung zu unserem Angebot war. Mit der Übernahme des Betriebs erhielten wir auch die nötige Spargeltechnik, Maschinen und Fachkräfte.
Welche Spargelsorten baut ihr an? Welche Unterschiede gibt es im Anbau?
Wir bauen sowohl klassischen weißen Spargel als auch grünen Spargel an. Der weiße Spargel wächst unter der Erde in sogenannten Dämmen und wird vor Sonnenlicht geschützt, damit er seine helle Farbe behält. Im Gegensatz dazu wächst der grüne Spargel über der Erde und braucht keine Dämme oder Schwarz-Weiß-Folie. Es gibt zwei Varianten des grünen Spargels: Eine Sorte kommt bereits grün aus der Erde, während die andere erst durch das Sonnenlicht grün wird. Die grüne Farbe entsteht durch die Bildung von Chlorophyll, wenn der Spargel dem Sonnenlicht ausgesetzt ist.
Nicht selten bauen Höfe Spargel und Erdbeeren gleichzeitig an – was hat es mit dieser Kombination auf sich?
Wir bieten auch Erdbeeren an, weil sich die beiden Kulturen gut ergänzen und unser Angebot bereichern. Früher haben wir Erdbeeren zugekauft, was oft schwierig war. In einem besonders kritischen Jahr wurden Erdbeeren sehr teuer, und unser langjähriger Lieferant konnte uns keine liefern. Daher haben wir beschlossen, die Erdbeerproduktion selbst in die Hand zu nehmen, um unabhängiger und zuverlässiger zu sein. Neben dem Hofverkauf verkaufen wir unsere Produkte auch direkt an Kunden bei Marktschwärmer, über Verkaufsstände und im Lebensmitteleinzelhandel.
Wie wird Spargel angebaut und wie lange dauert es, bis eine Spargelpflanze Ertrag bringt?
Der Anbau von Spargel beginnt im ersten Jahr mit der Vorbereitung des Bodens, typischerweise im Sommer des Vorjahres. Der Boden wird tief gelockert und mit notwendigen Nährstoffen wie Phosphor, Kalium, Magnesium und Schwefel angereichert. Danach wird ein Gründünger eingesät, der über den Winter Nährstoffe bindet und den Boden weiter auflockert.
Im folgenden Frühjahr, wenn die Bedingungen optimal sind – insbesondere wenn der Boden trocken genug ist – werden die Spargelpflanzen im April oder Mai gesetzt. Je nach Spargelsorte werden die Pflanzen in unterschiedlichen Tiefen gepflanzt: frühere Sorten etwa 10 bis 15 cm tief, spätere Sorten bis zu 25 cm tief. In den ersten Jahren ist es wichtig, dass die Pflanzen 3 bis 4 kräftige Triebe entwickeln, um ein stabiles Wurzelsystem aufzubauen.
Theoretisch könnte man im zweiten Jahr nach dem Pflanzen eine erste Ernte einfahren. Jedoch können eine intensive Ernte oder ungünstige Wetterbedingungen wie Kälte und viel Regen der jungen Spargelpflanze schaden. Deshalb ist es ratsam, die Pflanzen in den ersten Jahren wachsen zu lassen, um die Wurzeln weiter zu stärken. In unserem Betrieb lassen wir die Pflanzen im zweiten Jahr vollständig wachsen und beginnen erst im dritten Jahr mit der vollen Ernte, die von Mitte April bis zum 24. Juni dauert. Unter guten Bedingungen kann Spargel bis zu 6 cm pro Tag wachsen.
Wie genau läuft die Spargelernte ab?
Die normale Spargelerntesaison beginnt bei uns in der ersten Aprilwoche. Zuerst werden die frühreifen Sorten für 5-6 Wochen geerntet. Sobald die nachfolgenden Sorten, üblicherweise in Herkelen, erntereif sind, wird die Ernte der frühreifen Sorten eingestellt. Dann wird die Folie entfernt, die Wege und Fahrspuren werden gelockert, und Dünger sowie Pflanzenschutzmittel werden ausgebracht, um den Spargel auf das folgende Jahr vorzubereiten.
Ende Mai beginnt die Ernte der späten Sorten, die bis zum 24. Juni andauert, sofern das Wetter mitspielt und die Qualität und Nachfrage stimmen. Danach werden die Felder in der Regel geräumt, die Mitarbeiter gehen nach Hause, und eventuell verbleibender Spargel im Kühlhaus wird abverkauft. Der offizielle Abschluss der Saison richtet sich nach dem Verkauf des letzten Spargels, oft gegen Ende Juni.
Woher kommt der Begriff Spargelsilvester?
Spargelsilvester am 24. Juni hat seinen Ursprung in der Tradition, dem Spargel nach der Ernte 100 Tage Zeit zu geben, um eine ausreichend starke Wurzel zu entwickeln, sein Laub zu entfalten und genügend Nährstoffe für die nächste Ernte zu speichern. Früher starb das Spargellaub beim ersten Frost im Oktober oder November ab, daher wurde der 24. Juni als fester Stichtag festgelegt, damit der Spargel ausreichend Zeit hat, sich für das kommende Jahr vorzubereiten.
Wie wichtig ist das Wetter für den Anbau von Spargel? Gibt es bestimmte Wetterbedingungen, die besonders vorteilhaft oder problematisch sind?
Das Wetter spielt eine entscheidende Rolle beim Anbau von Spargel. Extrem hohe Temperaturen, wie etwa über 40 Grad Celsius, stellen eine Herausforderung dar. Die schwarze Seite der Folie, die normalerweise zur Wärmespeicherung genutzt wird, kann dann zu stark erhitzen und zu unerwünschten Verfärbungen beim Spargel führen. Idealerweise sollte die Temperatur an der Spargelkrone zwischen 15 und 20 Grad Celsius liegen, um einen gesunden Wuchs zu gewährleisten. Bei zu heißen Bedingungen können die Spargelköpfe vorzeitig aufgehen und die Qualität sowie die Erntemenge leiden.
Auf der anderen Seite sind kalte und nasse Bedingungen ebenfalls problematisch. Das ständige Arbeiten mit nassen Füßen beeinträchtigt nicht nur den Arbeitskomfort der Mitarbeiter, sondern kann auch die Qualität und Erntemenge beeinflussen. Spargel verträgt keine dauerhafte Nässe, da dies zu Fäulnis und einem schlechten Pflanzenwachstum führen kann. Die Auswirkungen des Wetters können sich auch langfristig bemerkbar machen, da sich der Spargel möglicherweise nicht richtig erholen kann und die Pflanzen langfristig geschädigt werden.
Welche Herausforderungen gibt es beim Spargelanbau?
Eine der größten Herausforderungen beim Spargelanbau ist die Beschaffung von guten Erntehelfern. Es wird immer schwieriger, zuverlässige Arbeitskräfte zu finden. Wir arbeiten mit Erntehelfern aus Rumänien zusammen und haben hier sowohl positive als auch negative Erfahrungen gemacht. Oft wird behauptet, dass Spargelbauern ihre Arbeiter ausbeuten, dem kann ich nicht zustimmen. Wir legen großen Wert darauf, dass unsere Arbeiter regelmäßig bezahlt werden und bieten angemessene Unterkünfte mit Küche und Aufenthaltsraum. Leider habe ich in der Vergangenheit häufiger erlebt, dass Erntehelfer von heute auf morgen abreisen oder nicht besonders sorgsam mit den bereitgestellten Unterkünften umgehen.
Wie lief die diesjährige Spargelsaison bisher?
Bis jetzt besser als im Vorjahr. Letztes Jahr war die Kaufkraft der Menschen sehr zurückhaltend, ich nehme an aufgrund der Inflation und steigender Strompreise. Dieses Jahr ist die Situation auf jeden Fall besser. Auch die Nachfrage seitens des Lebensmitteleinzelhandels ist höher.
500 g weißer Spargel kosten bei euch 7 €. Wie setzt sich dieser Preis zusammen und ist es schwierig, beim Angebot des günstigeren Spargels aus dem Ausland mithalten zu können?
Der Preis für unseren Spargel setzt sich aus verschiedenen Faktoren zusammen. Zunächst einmal müssen wir den Mindestlohn für unsere Mitarbeiter berücksichtigen. Darüber hinaus fallen Kosten für Wasser, Abwasser und Strom an, da der Spargel gewaschen und mindestens 24 Stunden in Eiswasser gelagert werden muss, um eine gute Qualität zu gewährleisten. Nach einem langen Arbeitstag bei Wind und Wetter wollen meine Mitarbeiter natürlich auch warm duschen, wenn sie nach Hause kommen, auch das ist teurer geworden. Außerdem sind Treibstoff und Düngemittel erheblich im Preis gestiegen, was in die Preiskalkulation des Spargels mit einfließt.
Obwohl der Spargel aus dem Ausland früher günstiger war, ist dies heute nicht mehr unbedingt der Fall. Wir müssen jedoch weiterhin mit diesen ausländischen Produkten konkurrieren, was aufgrund der gestiegenen Kosten eine Herausforderung darstellen kann.
Worauf sollte man beim Kauf von Spargel achten?
Es gibt einige Missverständnisse darüber, wie man die Frische von Spargel bestimmt. Der Glaube, dass frischer Spargel quietschen sollte, wenn man ihn aneinander reibt, ist nicht richtig.Spargel besteht zu 90 % aus Wasser und wenn ich da Wasser draufkippe, dann quietscht auch ein 3-Tage-alter Spargel. Stattdessen ist es wichtig, die Schnittkante des Spargels zu betrachten. Ein frischer Spargel hat eine saubere und feuchte Schnittkante. Also wenn unten die Schnittkante schon braun ist, ist der Spargel schon alt. Ein weiteres Anzeichen für die Frische ist der Geruch – frischer Spargel riecht neutral, während alter Spargel einen unangenehmen Geruch haben kann. Daher ist es ratsam, sowohl die Schnittkante als auch den Geruch zu überprüfen, um sicherzustellen, dass man frischen Spargel kauft.
Wie bereitet du selbst deinen Spargel am liebsten zu?
Ich esse Spargel am liebsten ganz klassisch und neutral. Für mich muss Spargel einfach nach Spargel schmecken, daher bevorzuge ich ihn ohne jegliche zusätzliche Sauce oder Butter. Einfach pur, so wie er ist.
Was sind deine Forderung an die Politik und Kund*innen?
Meine Forderung an die Politik ist, dass wir einen angemessenen Preis für unsere Produkte erhalten. Supermärkte sollten den Preisdruck nicht ständig erhöhen und Bauern dazu zwingen, ihre Produkte zu niedrigen Preisen anzubieten. Gleichzeitig steigen auch bei uns die Produktionskosten jedes Jahr weiter an. Wenn der Mindestlohn künftig auf 15 Euro angehoben wird und die Produktionskosten weiter steigen, wirkt sich das auch auf meine Spargelpreise aus, sodass sich das Spargel- und Erdbeergeschäft bald in ein Luxussegment verlagern könnte. Vor einigen Jahren haben die Leute vielleicht dreimal pro Woche Spargel gekauft, aber aufgrund der gestiegenen Preise kaufen sie jetzt nur noch zweimal oder sogar nur einmal.
Viele Menschen legen Wert auf regionale Produkte. Die Kunden müssen sich aber auch bewusst sein, dass regionale Produkte ihren Wert haben und nicht für einen Spottpreis erhältlich sein können.
Wir bedanken uns bei Christian Bonnen für das Interview und die Einblicke in seinen Betrieb. Frischen Spargel vom Spargel und Erdbeerhof Bonnen findest du bei Marktschwärmer Mönchengladbach und Marktschwärmer Neuss Buscherhof.
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